Ausgangslage
Bei einem Betriebsausflug in den Bergen kommen die Mitarbeiter eines Sharing-Plattformanbieters zufällig auf die Idee, an neuralgischen Punkten wie an Talstationen, Bahnhöfen, Seen etc. unterschiedlich grosse Schliessfächer aufzustellen. Darin können Kunden ihre Artikel nach dem Gebrauch einschliessen und für andere Kunden per App freigeben. Als Beispiel könnte eine Person an der Talstation, wo sie vielmals anzutreffen ist, ihre exklusiven Skier in eine Box stellen und den Artikel auf der Sharing-Plattform publizieren, damit dieser von anderen Personen gemietet werden kann. Der Artikel wird inkl. Vermietungsstandort, Preis, Bildern und Zustandsinformationen angezeigt.
Wieder im Büro angekommen, wurde die Idee wie unten ersichtlich, konkretisiert und vom Verwaltungsrat zur Umsetzung freigegeben:
- Mehrere massive und modular stapelbare Boxen stehen bei Bahnhöfen, Talstationen, Seen bzw. an Orten, wo grosse Besucherströme vorhanden sind.
- Kunden, die Produkte sharen möchten, können per Smartphone verschliessbare Boxen/Schliessfächer mieten. Den Kunden wird für das Schliessfach, das Portal etc. rund 30% der Mieteinahmen als Gebühr abgezogen.
- So können Kunden z.B. Sportgeräte, wie Skier, Velos, Schlittschuhe, SUP, Surfbrett etc. mit anderen Kunden teilen. In einer eigenen App wird mit dem Smartphone der Artikel abgelichtet. Aufgrund der Bilder und einiger Fragen die beantwortet werden müssen, wird in der App der Zustand angezeigt.
- Mit dem Smartphone kann zuletzt die Box verschlossen werden, wodurch der Artikel für andere User freigegeben wird.
- Die Bilddaten werden in der Cloud jeweils im Vertrag hinterlegt. In der Wolke, auf Basis eines neuronalen Netzwerkes, wird die künstliche Intelligenz mit Hilfe von Beispielbildern auf Anormalitäten/Schäden trainiert. Es kommt eine Fehlermeldung, falls Artikel defekt zurückgegeben werden.
- Ein registrierter Interessent kann über die Plattform oder per App die Angebote inkl. Fotos und Zustandsbewertung ansehen und die Artikel reservieren/buchen.
- Er bekommt einen elektronischen temporären Schlüssel, womit er ebenfalls das Schliessfach öffnen und den Artikel ausleihen kann.
- Über das Portal kann der Kunde ebenfalls eine Analyse der Buchungen machen lassen. So schlägt das System vor, in welcher Kombination andere Kunden den Absatz erhöhen konnten. So als Beispiel: „wussten sie, dass sich die Chance um 40% erhöht, wenn Skier mit Zubehör publiziert werden?“
- Es besteht auch die Möglichkeit die Artikel mit einem Sender auszustatten, damit der Standort des Artikels bestimmt werden kann, so zum Beispiel falls die Mietware an einem anderen Standort abgegeben worden ist.
- Alle Daten werden in einer Blockchain gespeichert. Dadurch können zum Beispiel Vertragsfirmen, welche den Service machen, im digitalen Logbuch den Zustand wie zum Beispiel „frisch ab Service“ eintragen. Je nach Zustand kann ein anderer Preis angezeigt werden.
- Beglichen wird auf der Plattform mit einer eigenen Kryptowährung. Mit den sogenannten Tokens kann gegenseitig bezahlt werden. Dafür wird ein ICO (Initial Coin Offerring) gestartet. Auf Basis einer grüneren Blockchain, eines sogenannten Proof of Stake (PoS) Algorithmus, können Kunden auch ihre Rechnerleistung für das Mining einsetzen. Umso mehr virtuelle Währung der Kunde im Vergleich mit dem Gesamtvermögen besitzt, desto wahrscheinlicher ist es, Blocks generieren zu können.
- Kunden haben auch die Möglichkeit neue Artikel auf der Plattform über die angebundenen Hersteller mittels der eigenen Kryptowährung zu kaufen. So eine Art „Rundumservice“. Wenn zum Beispiel ein Ski defekt ist, kann dieser automatisch ausgetauscht werden.
- So wird dem Kunden auch anhand von bevorzugten Aktivitäten ähnliche Aktivitäten oder zusätzliche Produkte vorgeschlagen.
Projektvorgehen
Aus den Ideen werden in einem zweiten Schritt User Stories geschrieben, um anschliessend in 3-wöchigen Sprints, insbesondere erste Resultate, sogenannte quick-wins, präsentieren zu können. Das Gesamtprojekt wird in mehrere kleinere Teilprojekte gestückelt, welche parallel abgearbeitet werden. Es werden agile Projektteams zusammengestellt. Die Informatikabteilung stellt jeweils pro Team den Product Owner. Zusätzlich werden von den jeweiligen Abteilungen wie Vertragswesen/Recht, Vertrieb, Einkauf etc. Key-Player mit einbezogen. Die Teilprojekte und Ziele werden wie folgt aufgeteilt:
- Suche und Verhandlung mit Standorten, wo jeweils mindestens 5 Schliessfächer in unterschiedlichen Grössen hingestellt werden können. Es sollte bereits ein öffentlich zugängliches Wifi-Signal vorhanden sein.
- Ausbau des Eco-Systems (Servicepartner, Hersteller etc.)
- Evaluation/Entwicklung und Installation von Schliessfächern, inkl. Kameraüberwachung als Vandalen-Schutz.
- Aufbau einer Blockchain für smarte Kontrakte.
- Namenssuche und ICO/IPO der eigenen Währung.
- Evaluation Übertragungstechniken/Protokolle.
- Ausbau des jetzigen Portals mit Einbezug von Geo-Daten, Schlüsselverwaltung etc.
- Aufbau einer KI Lösung, um die Bilder auf Defekte/Mängel zu trimmen.
Vermarktung
Die neue Plattform und die neuen Funktionen werden viral über alle Kommunikationskanäle, insbesondere über die sozialen Netzwerke vermarktet.
Erfolgskontrolle und lessons learned
Jahre nach der Einführung wurde der CEO von einem Sportverlag interviewt. „Wir sind erfolgreicher denn je und sind zwischenzeitlich Marktführer. Da wir bereits am Markt sehr gut positioniert waren, ist es uns sehr einfach gefallen zu partizipieren. Unsere Umsätze haben sich durch die neuen Funktionen und durch die Expansion innerhalb von 36 Monaten verdreifacht. Unser klassisches Geschäftsmodell, Waren zu versenden, nimmt immer mehr ab. Die Kunden vernetzen sich sogar in Wohnsiedlungen, indem sie Boxen von uns aufgestellt haben, wo sie Kindersachen, Werkzeuge, Gartengeräte, Handtaschen oder Küchengeräte etc. zentral ablegen und teilen. Wir haben sogar beheiz-/kühlbare Schliessfächer. So gibt es Partner von uns, die diese Boxen mieten. So können sie z.B. frisch gekochtes Essen in veganen Siedlungen liefern und warm/kaltstellen, wodurch die Familien das Mittagessen abholen können, wann sie möchten. Für solche Kunden haben wir auch tiefere Kosten-Ansätze, da der Prozess einfacher und keine Werbung nötig ist.
Durch die eigene Währung und smarten Kontrakte, haben wir eine automatisierte Vertragsabwicklung. Dadurch haben wir unsere Kosten minimieren können. Wir brauchen zum Beispiel keine Vertragskontrolle, dafür haben wir unsere Miner. Wichtig ist, dass wir unsere ursprüngliche Vision; „Artikel, die nicht oft gebraucht werden, nicht wegzuwerfen, sondern für andere Personen zur Verfügung zu stellen“, beibehalten können. Nun haben wir die ganze Wertschöpfung abgedeckt. Wir sind zwischenzeitlich auch Hersteller und bieten selbst hergestellte, nicht kaufbare Mietobjekte an. Da die Hersteller nicht das Gleiche anbieten, konkurrenzieren wir unsere eigenen Partner nicht.
Auch haben wir ein eigenes Recycling-Unternehmen. Viele Artikel werden nach mehreren Jahren ausgetauscht und wir vermieten/verkaufen diese entweder in einem anderen Land oder recyceln alles. Wir beziehen alle unsere Applikationen als Services aus der öffentlichen Cloud. Die Lasten unserer ERP/eShop, Portal, Blockchain, Gateways werden dynamisch verteilt, falls wir viel Traffic haben oder Knoten ausfallen. Wir sind dadurch sehr flexibel und können auch neue Märkte schnell erschliessen.“
Die Moral an der Geschicht, dieses Projekt gibt es so nicht.
Es soll aufzeigen, wie einfach es ist und helfen, auf diesem Case Ideen zu finden, anstelle uns zu winden.
Es gibt sicherlich Firmen die kommen und gehen, das konnten viele sehen.
Aber warte nicht ab, denn eines Tages wird vermutlich ein Schnellerer, Günstigerer kommen und alles ist zerronnen.
Sei daher auf der Hut und denke voraus, wie ein Pfau und nicht wie der Vogel Strauss.
Tesla, Google, Uber, BitCoin etc. zeigen, wie schnell wir die Köpfe neigen.
Passieren kann es jederzeit, daher sei für die digitale Zukunft bereit.